Um es vorwegzunehmen: Es gibt keine Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die die gleichen Vitalstoffe (Vitamine, Mikronährstoffe) enthalten, wie sie im natürlichen Verbund mit der Nahrung zugeführt werden. Synthetische Vitamine bzw. Mikronährstoffe haben auch ganz andere Wirkungen im Organismus als die Nahrungsvitalstoffe. Das ergibt sich schon allein aus den unterschiedlichen chemischen Strukturformeln; sie mögen sich ähneln, identisch sind sie keineswegs. Auch das synthetisch hergestellte Vitamin D hat nur gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit dem natürlichen mittels UVB-Strahlung aus körpereigenem Cholesterin in der Haut gebildeten Vitamin D.
Grundsätzlich besteht für in Deutschland lebende Menschen keine Notwendigkeit, NEM einzunehmen, denn Mangelzustände sind sehr selten und meist Folge massiver gastrointestinaler Resorptionsschwächen (z. B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) – hier würde eine Substitution ohnehin nichts bringen. Die meisten Menschen sind krank, weil sie überversorgt sind, und nicht, weil sie unterversorgt sind.
Dr. med. Andreas Michalsen, ein großer Verfechter der Naturheilkunde, Professor an der Berliner Charité sowie Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, Autor vieler Sachbücher zum Thema Naturheilkunde und Ernährung, bezeichnet den Tag, als Chemiker begannen, die Nahrung nach ihren Inhaltsstoffen (Vitamine) aufzuschlüsseln, als einen schlechten Tag für die Medizin und die Gesundheit der Menschen.
Sie sehen Nahrungsergänzungsmittel der Naturheilkunde zugehörig und die Pharmaindustrie als Konkurrenz zur Nahrungsergänzungsmittelindustrie.
Genau das hat die Nahrungsergänzungsmittelindustrie (syn. Orthomolekulare Medizin, Mikronährstoffindustrie) ihren Kunden in den letzten dreißig Jahren erfolgreich eingeredet.
Hier hat es die Industrie besonders einfach, denn anders als bei Arzneimitteln, die strengen Zulassungsvorschriften unterworfen und Placebo-kontrollierte und Randomisierungs-Studien verpflichtend sind, kommen Nahrungsergänzungsmittel ohne strenge Kontrollen auf den Markt, was dazu führt, dass fragwürdige Zutaten und Überdosierungen unerkannt bleiben.
Ich finde es sehr traurig, wie unwissend und verblendet viele Menschen sind, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht, und blamabel, wenn sogar Naturheilkundige – oder besser: solche, die sich dafür halten – tatsächlich der Meinung sind, dass die orthomolekulare Medizin zur Naturheilkunde gehört, obwohl die NEM-Industrie sich selbst als eine alternativ-medizinische Richtung innerhalb der symptomatisch agierenden Schulmedizin bezeichnet.
Nahrungsergänzungsmittel gehören keinesfalls zur Naturheilkunde, die den Ursachen einer Krankheit auf den Grund geht. Die orthomolekulare Medizin substituiert ausschließlich von Chemie-Großkonzernen produzierte synthetische Vitalstoffe. NEM sind die überflüssigsten, u. U. sogar gesundheitsschädlichsten schulmedizinischen Präparate. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Eine Beseitigung real existierender Krankheiten ist damit nicht möglich.
Alle sogenannten Assoziationsstudien bezüglich der Sinnhaftigkeit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sind von der pharmazeutischen Großindustrie finanziert. Da lohnt es sich nämlich richtig: wenig Aufwand, keine Forschung, hoher Gewinn: Der globale Markt für NEM wächst kontinuierlich.
Der jährliche Umsatz der pharmazeutischen Industrie mit Nahrungsergänzungsmitteln liegt weltweit bei etwa 120 Milliarden US-Dollar, allein mit Vitamin-D-haltigen Präparaten bei fünf Milliarden US-Dollar.
Der globale Markt für alle Herz-Kreislauf-Medikamente z. B. dagegen muss sich mit einem Umsatz von 60 Milliarden US-Dollar begnügen, der weltweite Umsatz mit Rheuma-Medikamenten beträgt nur 32 Milliarden US-Dollar.
Die erwirtschafteten Gewinne der NEM-Industrie sind größer als die der übrigen Schulmedizin, weil weniger Aufwand für Forschung und Zulassung betrieben werden muss. Die Gesamtrendite, d. h. der durchschnittliche Anteil der Gewinne am Umsatz (Netto-Gewinnmarge), der NEM-Industrie liegt bei ca. 20 %.
Bei allopathischen Mitteln dagegen erzielen nur patentgeschützte Medikamente hohe Margen, da keine Konkurrenz durch Generika besteht. Allerdings sind hier die vorlaufenden Kosten für Forschung, Entwicklung und Marketing sehr hoch. Bei Generika liegt die Netto-Gewinnmarge oft nur bei 10 %.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln wird doppelt verdient, denn, obwohl synthetische Vitalstoffe ausschließlich von Chemie-Großkonzernen produziert werden (z. B. Zink von Alfa Aesar, Vitamin B6 von Atlantic Chemicals, Vitamin D von Merck, Selen, ein Industrieabfall, von Cofermin Chemicals), kaufen angeblich biologische Firmen in Megagebinden die Rohstoffe dort ein, verpacken und bewerben sie als naturheilkundliche Therapeutika – mit 1.000 %igen Aufschlägen. Ein sehr einträgliches Geschäft!
Das gelingt niemals so ganz! Die chemischen Strukturformeln des körpereigenen und des synthetischen Vitamin D beispielsweise unterscheiden sich erheblich in der Art der Ringstruktur. Deshalb haben sie sogar zum Teil gegensätzliche Wirkungen: Synthetisches Vitamin D blockiert körpereigenes Vitamin D und damit auch den natürlichen Infekt- und Krebsschutz und andere positiven Wirkungen, die ausschließlich vom körpereigenen Vitamin D ausgehen.
Weiteres Problem: Die Laborreagenzien zur Messung des Spiegels im Blut reagieren gleichermaßen auf körpereigenes und synthetisches Vitamin D, weil sie nicht auf das gesamte Vitamin D, sondern nur auf spezifische Marker im Molekül gerichtet sind, die in beiden Formen von Vitamin D vorhanden und unabhängig von der Art der Ringstruktur sind.
Ähnliches hatte sich die Industrie bei der Antikörperbestimmung zu Covid-19 ausgedacht: Obwohl nur Antikörper gegen das Spikeprotein (S1 ist nur ein Bruchteil der Coronavirus-Hülle) oder gegen das Nukleokapsidprotein (NCP ist nur ein Transportprotein im Innern des SARS-CoV-2-Virus) gemessen werden, wurde behauptet: es handelt sich um Antikörper gegen das gesamte Virus. Inzwischen ist dieser Betrug aufgefallen. Bei der Vitamin D-Messung leider noch nicht.
Zum Beispiel bestreitet niemand, dass synthetisches Vitamin D – wie alle anderen Kortisonpräparate bzw. Glukokortikoide auch – positive Wirkungen haben kann: z. B. die Reduktion von Entzündungen, Linderung von Schmerzen, lindernde Effekte bei Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD, akute Infektionen) und allergischen Hauterkrankungen usw. Allerdings handelt es sich nicht um heilende, sondern um lediglich die Symptome lindernde Effekte; und diese Menschen müssen insbes. wegen der immunsuppressiven Wirkung bei fraglichem Nutzen sehr viele Nebenwirkungen in Kauf nehmen.
Vitamin D in Pillenform ist kein Vitamin, sondern ein Steroidhormon, welches die Bildung des körpereigenen Vitamin D und damit auch den vom körpereigenen Vitamin D ausgehenden Infekt-, Krebs- und Osteoporose-Schutz blockiert. Insbesondere bei älteren Menschen kommt es auch bei geringen Dosen von weniger als 1.000 I.E. zu einer Calcium-Phosphat-Resorption aus dem Knochen, es entwickelt sich eine sogenannte iatrogene Osteoporose, und zwar 60-mal schneller als durch die Einnahme von Kortison! Rheumatiker und Asthmatiker unter Dauer-Kortison-Therapie entwickeln durchschnittlich nach 20 Jahren Kortison-Einnahme eine iatrogene Osteoporose – Vitamin D schafft das in nur vier Monaten! Synthetisches Vitamin D lindert zwar die Symptome einer Infektion, ist jedoch wegen immunsuppressiver Wirkungen bei akuten Infektionen – insbes. bei viralen Infektionen wie Covid – kontraindiziert.
:: Die Zufuhr von Vitamin D über einen längeren Zeitraum kann zu einer Hypervitaminose führen: Die Vitamin-D-Hypervitaminose äußert sich in einer Hyperkalzämie und Hyperkalziurie, bedingt durch eine überstimulierte Calciumresorption aus Darm und Knochen. Die Hyperkalzämie kann zu Calciumeinlagerungen in Blutgefäßen, Herz, Lungen, Muskeln und Nieren führen (Gefahr einer funktionellen Niereninsuffizienz).
:: Während einer Behandlung mit Cholecalciferol-Tagesdosen über 1.000 I.E. müssen die Calciumspiegel im Blut und im Urin regelmäßig überwacht und die Nierenfunktion überprüft werden. Diese Überprüfung ist besonders wichtig bei älteren Patienten und bei gleichzeitiger Behandlung mit Herzglykosiden oder Diuretika.
:: Im Falle einer erhöhten Calciumkonzentration im Blut oder im Harn und/oder bei Anzeichen einer verminderten Nierenfunktion muss die Behandlung sofort abgebrochen werden.
:: Das Risiko für Herzrhythmusstörungen kann infolge einer Erhöhung der Calciumspiegel im Blut während der Behandlung mit Vitamin D zunehmen. In solchen Fällen sollte der behandelnde Arzt eine EKG-Überwachung sowie eine Kontrolle der Calciumkonzentrationen im Blut und im Urin sowie des Medikamentenspiegels im Blut durchführen.
:: Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen sind sträfliche ärztliche Kunstfehler.
Allein in meinem persönlichen Umfeld entwickelten in den letzten drei Jahren drei Menschen infolge der Einnahme von Vitamin D eine Nephrosklerose, nachfolgend akutes Nierenversagen – sie hängen jetzt bis an ihr Lebensende an der Hämodialyse. Mit länger andauerndem Hype häufen sich solche Fälle. Vor einigen Monaten: Ein 16-jähriger Junge, dessen Mutter ihm auf Anraten einer Heilpraktikerin acht Jahre lang LaVita-Saft (enthält auch synthetisches Vitamin D) zum Durstlöschen eingeflößt hat, wartet jetzt auf eine Spenderniere. Sehr alt werden diese Menschen nicht! Auch Krebs, Leberzirrhose, insbesondere aber Osteoporose infolge Cholecalciferol-Einnahme sehen wir täglich in den Blutanalysen. Die Erkenntnisse resultieren aus mittlerweile über 40.000 Kumulativbefundrecherchen.
Was die Nephrologie zu diesem Thema verlautbart, ist nicht verwunderlich: Die Vitamin D-bedingte Nephrosklerose hat mittlerweile die Zystenniere als Verursacher der Dialysepflicht abgelöst.
Stand 18.10.2024
Siehe auch:
► Fortbildung: Vitamin D und andere Nahrungsergänzungsmittel mehr...
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