In den 1980er und 1990er Jahren wurde in Deutschland die Diagnose Jodmangelstruma relativ häufig gestellt, was zu jährlich ca. 100.000 Schilddrüsen-Operationen führte. In den letzten zwanzig Jahren dagegen war als Folge der Zusetzung von Jod in Speisesalz, Fleischwaren, Milchprodukten, Brot, Fertiggerichten, Kantinenessen, Zahnpasten und Tierfutter dieses Problem vom Tisch. Seitdem ist Deutschland nach Aussage der WHO kein ausgewiesenes Jodmangelgebiet mehr. Lediglich in der Alpenregion, den Küstenebenen Dänemarks und in den Niederlanden kommt Jodmangel vor.
Nur weil einige Meinungsmacher der Medizin in den letzten drei Jahren das Thema Jodmangel wieder aufgegriffen haben, werden die Diagnosen Jodmangel und Jodmangelstruma laboranalytisch und klinisch tatsächlich nicht häufiger gestellt als in den zwanzig Jahren zuvor. Insofern darf angenommen werden, dass Botschaften wie „Wird Deutschland wieder Jodmangelgebiet?“ oder „30 % der Menschen in Deutschland sind nicht ausreichend mit Jod versorgt“ reine Werbemaßnahmen zur Ankurbelung des Jodverbrauchs sind.
Zu viel Jod macht krank
War früher der Jodmangel für Jodmangelstrumen verantwortlich, so scheint heute ein Jodüberschuss Krankheiten wie Hashimoto-Thyreoiditis und Hypothyreose auszulösen.
Bei nur leicht erhöhter Jod-Aufnahme steigt die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis. Lt. neueren medizinischen Studien aus Ländern mit gesetzlich verordneter Salzjodierung (z. B. Österreich) wird seit der flächendeckenden Jodierung auch ein Anstieg von Schilddrüsenkrebs beobachtet. Zu viel Jod begünstigt eine unnormale Ausschüttung des Tumornekrosefaktors und damit den vorprogrammierten Zelltod von Schilddrüsen-Epithelzellen.
Nach unseren Beobachtungen führt nicht der Jodmangel zu niedrigen Trijodthyronin-Werten (FT3), es sind vielmehr Stoffwechselschwächen des Schilddrüsenparenchyms: Das zur Verfügung stehende Jod wird von der Schilddrüse nicht richtig verstoffwechselt.
Substitutionstherapie ist Schulmedizin; sie beseitigt das Grundproblem nicht und führt fast immer zur Chronifizierung der Krankheit.
Die Naturheilkunde verabreicht dagegen homöopathische Verdünnungen von Jodverbindungen (Kalium jodatum und Calcium jodatum), welche kein Jod substituieren, sondern den intrazellulären Jodstoffwechsel anregen.
Wenn tatsächlich nicht ausreichend Jod zur Verfügung steht, versucht die Schilddrüse durch Vermehrung ihrer Zellen einem Hormonmangel entgegenzuwirken. Bei einem gleichmäßigen Wachstum der Schilddrüse entsteht dann eine so genannte Struma diffusa, bei unregelmäßigem Wachstum mit Knotenbildung eine Struma nodosa.
Jod darf nur bei nachgewiesenem Mangel substituiert werden
Bei berechtigtem Verdacht auf Jodmangel sollte der Jodspiegel im Blut gemessen werden. Die Kosten belaufen sich auf 60,33 € (GOÄ 1,15).
Die Urinmessung ist ebenso möglich, wird jedoch eher im klinischen Bereich als Belastungstest nach Jodgabe durchgeführt: Es wird der 24 Stunden-Sammelurin untersucht und berechnet, wieviel Jod der Körper wieder ausgeschieden hat.
Auch Selen darf nur bei nachgewiesenem Mangel substituiert werden
Selen reagiert nämlich - anders als viele andere Substanzen in Nahrungsergänzungsmitteln - ab einer gewissen Menge toxisch. Ab einer dauerhaft erhöhten Zufuhr von mehr als 200 µg Selen pro Tag sind Magen-Darm-Beschwerden, Nervenleiden, Zahnprobleme, Hautschäden, Verlust der Nägel und insbesondere Haarausfall zu erwarten. Das sind zum Teil Symptome, die dann fälschlicherweise der Hashimoto zugeschrieben werden.
Bei berechtigtem Verdacht auf Selenmangel sollte der Selenspiegel (AAS = Atomabsorptionsspektrometrie) im Blut gemessen werden. Die Kosten belaufen sich auf 27,48 € (GOÄ 1,15).
Aufgrund der Selenabhängigkeit ist die Messung der Glutathion-Peroxidase (GPX) eine weitere Möglichkeit zur Ermittlung des individuellen Selenbedarfs.
Die GPX gehört zur Gruppe der enzymatischen Antioxidantien. Das selenabhängige Enzym ist für die Entgiftung von Lipidperoxiden und Quecksilber verantwortlich. Die GPX stellt einen wesentlichen Faktor bei der Protektion der Zellmembran gegen oxidative Schädigungen dar.
Die GPX ist ein Enzym innerhalb der Erythrozyten, welches das reduzierte Glutathion (GSH) zum oxidierten Glutathion (GSSG) macht. Im Zuge dieser Reaktion wird aus dem zellunfreundlichen H2O2 (Wasserstoffperoxid) zellfreundliches 2 H2O (Wasser). Die Glutathion-Reduktase stellt aus dem GSSG wieder zwei GSH her. Die Glutathion-Peroxidase-Aktivität ist von Kofaktoren abhängig, an erster Stelle von Selen. Die Messung der GPX wird daher als Indikator der Selenversorgung eingesetzt.
Die Aktivität der GPX steigt nach Selensubstitution an; weil Selen aber nur in junge Erythrozyten inkorporiert wird, nur in dem Maße, wie junge Erythrozyten in der Blutbahn erscheinen. Erfolgskontrolle der Selensubstitution vermittels Glutathion-Peroxidase also frühestens vier Wochen nach Selensubstitution.
Die Kosten für die Messung der Glutathion-Peroxidase im Serum belaufen sich auf 20,11 € (GOÄ 1,15).
Therapieempfehlung bei nachgewiesenem Jod- und Selenmangel
Bei nachgewiesenem Jod- und Selenmangel empfehlen wir die Verabreichung von:
Schilddrüse Tabletten (SYNOMED)
Monatspackung mit 60 Tabletten (PZN 15204292): 19,90 €, 2-Monatspackung mit 120 Tabletten (PZN 15204300): 34,90 €.
Dosierung: morgens und mittags je 1 Tablette mit etwas Wasser einnehmen.
Inhaltsstoffe der Tagesdosis von zwei Tabletten: N-Acetyl-L-Tyrosin 500 mg (antidepressive und stimmungsaufhellende Wirkung), Jod 200 µg, Selen 100 µg, Vitamin C 180 mg.
Stand: 27.12.2018
© Copyright 2012. "Proximet" by Anariel. All rights reserved.